Pfarrkirche St. Michael

Die romanischen Säulenkapitelle im spätromanischen Untergeschoss des Turms der Pfarrkirche St. Michael können als älteste Bauzeugen der Gemeinde Abtsgmünd betrachtet werden.

Als imposanter dreischiffiger Kirchenbau präsentiert sich die Abtsgmünder St. Michaels-Kirche. Eine neugotische Basilika mit spätromanischem Turmuntergeschoss.

Am südlichen Zugang zur Pfarrkirche steht der Bildstock des heiligen Leonhard.

Das Denkmal für die Toten der Kriege wurde 1922/23 errichtet.

Die Michaelskirche hat eine lange Geschichte

Erste steinerne Kirche

In spätstaufischer Zeit zwischen 1200 und 1250 entstand, sicher durch die Mitwirkung der Abtei Ellwangen, die erste Kirche. Den Bauzeugen dieses ältesten geistlichen Kerns der Gemeinde verkörpert das Fundament des Abtsgmünder Kirchturms.

Mehr als 250 Jahre lang diente der kleine Raum als Chor eines Gotteshauses vom Typus der damals bevorzugten Chorturmkirchen, die mit ihren ummauerten Kirchhöfen notfalls auch als Zufluchtsort benutzt werden konnten.

Zweite Kirche

Im Jahre 1472 erfolgte unter den Herren von Hürnheim der Umbau der Kirche zu Ehren St. Marien, St. Michaels, St. Bernhards, St. Peters, St. Bärbel und St. Dorotheen mit der Erstellung des geräumigen Chores.

Die dritte Abtsgmünder Kirche

Für den dritten Abtsgmünder Kirchenbau war wieder die ellwangische Herrschaft zuständig. Dieser wurde 1751 unter Fürstpropst Graf Georg von Schönborn durchgeführt. Die Neugestaltung behielt den spätgotischen Chor in barockisierter Form bei, fügte ihm aber ein neues Schiff als Saalraum bei und schenkte dem Turm seine bis heute erhaltene barocke Erscheinung.

Vierte Kirche

Im 19. Jahrhundert zählte die katholische Pfarrgemeinde ca. 1700 Seelen, während die Pfarrkirche nur Raum für 650 Personen bot. Aus diesem Platzmangel heraus, war die Erbauung einer größeren Kirche dringend erforderlich geworden. Nachdem die ersten Planungen abgeschlossen waren, trat jedoch der Stiftungsrat in Abtsgmünd von diesem Bauvorhaben zurück und wollte zunächst ein Baukapital ansammeln, wie aus einer Note des katholischen Kirchenrates vom 12. Mai 1846 ersichtlich wird. Erst nach energischen Bemühungen des Pfarrers Carl wurde am 9. Mai 1883 mit dem Bau einer großen, neugotischen Kirche begonnen. Die Baumaßnahmen selbst führte dann sein Nachfolger Pfarrer Walser durch. Die Stiftungspflege lieferte sämtliche Materialien, sowie das Geschirr, und nur die Ausführung der Handarbeiten wurde in größeren und kleineren Partien vergeben. Dieses Verfahren hatte die Bauherrschaft keineswegs zu bereuen, denn dadurch konnte die Ausführung des Baues bedeutend beschleunigt werden. Es wurden nur gute Materialien in genügender Menge geliefert und deren Verwendung sorgfältig überwacht, so dass das Bauwesen lange Jahre nicht die mindesten Senkungen, Risse und dergleichen zeigte.

Am 03.09.1885 wurde das Gotteshaus in Anwesenheit von Bischof Carl Joseph Hefele durch Dekan Kollmann aus Unterkochen benediziert.
Bischof Paul Wilhelm von Keppler bezeichnete im Jahr 1902 den Bau als "eine der herrlichsten Landeskirchen der Diözese".

In einer 1977 verfassten Zusammenstellung der "Bauzeugen der Stauferzeit im östlichen Schwaben" bezeichnet Manfred Ackermann den Kirchturm als "eine der beglückendsten Überraschungen".

Renovierung 1985

Aus Anlass der 100-Jahr-Feier der Kirche im Jahre 1985 und dem Abschluss umfangreicher Renovierungsarbeiten, hat die Kirchengemeinde eine Festschrift gestaltet. Darin führt Herr Dekan Baumann in seinem Grußwort u.a. aus: "Die Abtsgmünder St.-Michaels-Kirche ist eine Kirche besonderer Art an den Ufern des Kochers. Sie ragt über ihre Umgebung hinaus und ist wahrhaftig ein Wahrzeichen am Ufer des Kochers, Leuchtzeichen auf dem Weg des Menschen, Finger, der nach oben zeigt. Die Kirche am Fluss, etwas tief Symbolhaftes, Wasser - ein Zeichen für Bewegung".

Unser Pfarrhaus von 1762/1763

1. Zeitgeschichtliche Anmerkungen

Im 18. Jh. entwickelten die Fürstpröpste für die Landpfarrer, die häufig in alten und baufälligen Pfarrhöfen lebten, komfortable Wohnhäuser mit modernen Grundrissen und einem sich absetzenden Walmdach. Mit den Walmdachhäusern sollte eine Gleichsetzung mit den Amtshäusern erfolgen, da der Pfarrer in manche Aufgaben und Tätigkeiten in die Rolle eines Amtmanns eingebunden war. So hatte er u. a. das Geburts- Heirats- und Totenbuch, sowie das Impfbuch der Schultheißerei Abtsgmünd zu führen.

Zu der damaligen Zeit waren die Lebensbedingungen und Einkommensverhältnisse der Pfarrer oftmals sehr bescheiden. Die Besoldung bestand aus einem festen Geldbetrag* und Naturalleistungen aus dem Kirchengut. So gehörte zum Pfarrhof fast überall eine geräumige Scheune mit ausgebauten Stallungen. Es war selbstver- ständlich, dass der Pfarrer Hilfskräfte für seine Landwirtschaft und zum Einziehen der Zehntabgaben hatte. Deshalb war in manchen Pfarrscheuern auch eine Knecht Kammer eingerichtet.

Erst mit der Revolution und Säkularisierung 1802/1803 fielen die Zehntabgaben dahin. Der Staat zog die Kirchengüter an sich und übernahm die Pfarrbesoldung, und wie bisher den Unterhalt der Pfarrhäuser und des Kirchenchores.

*Pfarrchronik St. Michael Abtsgmünd, Rechnungen 1601: Pfarrer jährl. 6 Gulden 36 Kronen, Meßner 1 Gulden, Schulmeister 4 Gulden, Sänger 1 Gulden 50 Kronen.

2. Pfarrhaus Abtsgmünd

Unser heutiges Pfarrhaus wurde 1762/1763 von Fürstpropst Anton Ignaz von Fugger-Glött, Graf von Kirchberg und Weißenhorn, Bischof von Regensburg (1711 – 1787) aus dem hochgräflichen Haus von Fugger-Glött, erbaut. Das Pfarrhaus ziert über der Eingangstür das Fuggerwappen. Im silbernen Mittelschilde ist eine Prälaten-Inful = gleichbedeutend mit Mitra, als das Wappen der Propstei Ellwangen.

Von 1757 – 1776 war Johann Jakob Ziegelbauer Pfarrer von Abtsgmünd. Er hat in der Pfarrchronik Aufschriebe über den Bau des Pfarrhauses, seinen Einzug am 14. Juni 1763, sowie die nachgeholte Grundsteinlegung, gefertigt. LehrerJosef Winter hat diese zusammengefasst (siehe 3.).

Nach der vorhandenen Skizze vom Bau unseres Pfarrhauses im Jahr 1762/1763 befand sich auf dem Pfarrgrundstück, das unmittelbar an den bis 1840 um die Kirche bestehenden Kirchhof angrenzte, neben dem Pfarrhaus mit gewölbtem Keller, ein Gemüsegarten, die bereits 1566 erbaute Pfarrscheune, Schweineställe, einWaschhaus und ein kleiner Brunnen. Der Pfarrhof allein kostete 2.571 Gulden,

3 Kreuzer u. 5 Heller, das Waschhaus, Viehstall und Gartenmauer 546 Gulden, 35 Kreuzer u. 2 Heller.

Bereits ältere Akten des Landesarchivs BW von 1564 – 1569 enthalten Vorgänge über Baumaßnahmen an Pfarrhaus, Pfarrhof, Pfarrscheuer und Badehaus zu Abtsgmünd.

Auch Pfarrer Bartholomäus Mederle schildert in der Pfarrchronik von 1824 die Verhältnisse bei einem Hochwasser im Pfarrgrundstück: „Die im November stattgehabte Überschwemmung war so groß und um sich greifend, dass das Wasser die Brücke an den Schweineställen wegriss und ruinierte, und bis in den Viehstall, Scheuer und Heubarren drang, und gegen 40 Zentner Heu ganz und gar verdarb.“ Laut Pfarrer Julius Walser drang am Stephanstag 1882 Hochwasser bis an die Kirchhofsmauer, so dass der Pfarrstadel noch 4 Schuh tief im Wasser stand.

3. Aufschriebe von Pfarrer Ziegelbauer und Abschrift von Lehrer Winter

Bau des Pfarrhauses unter Pfarrer Ziegelbauer (Geb. Nr. 36).Den 10. Mai 1762 hat man angefangen, den alten Pfarrhof zu einem Drittel einzureißen, gleichzeitig hat man den Baugrund für den neuen Pfarrhof ausgegraben. Der Bau ist zwar schon

2 Jahre vorher genehmigt worden. Allein die allhiesige Bauernschaft, weil sie zu solchen nit dienen wollte, hat es durch diese Zeit zurückgetrieben. Aber ein herrschaftlicher Erlass bestimmte, „daß all Pfarrkinder dabey zu dienen schuldig ohne Unterschidt, die Ermähnten – die mit Pferden – zwar mit Fuhren, die übrigen mit der Handt fronen. Am 24. Mai haben sie dann auch angefangen, Steine zu führen, solche dann die übrigen gefolgt sind“.

Am 11. August 1762 ist der neue Pfarrhof fertig geworden. „Die Maurer und Zimmerleute haben auf Befehl eines gnädigsten Fürsten Antonius Ignatio aus dem hochgräflichen Haus von Fugger von Gloth, unter dessen glorwürdigen Regierung der Pfarrhof erbaut worden, erhalten zum Verzehren acht Mal, den 4 Meistern Antonius Emer aus Ellwangen und Ignatius Häfele, Hofmaurer von Ellwangen, auch Johann Schmid, Zimmermeister von Abtsgmünd und Balthasar Stächl, Mauermeister in Abtsgmünd miteinander 3 Gulden“.

14. Juni 1763 in den neuen Pfarrhof eingezogen und darin mein erstes Nachtquartier genohmen.

Der Pfarrhof war zwar schon im Herbst 1762 fertig. Seine Gnaden hat damals schon den Grundstein zum Pfarrhof legen wollen, ist aber wegen baldt einfallender böser Witterung verschoben worden. Jedoch musste eine Öffnung gelassen werden, damit der feierliche Akt nachgeholt werden konnte.

Nun seine hochfürstliche Gnaden gnedigst geruhet, dieses, und zwar Solemissime vorzunehmen und den ersten Stein zu legen.

Es kam Höchstderselbe morgens gegen halb acht Uhr mit fünf Gutschen, deren jede mit 6 Postpferden bespannt war, allhier an, unter Parsdierung des Landtausschuß, mit fliegenden Fahnen und Rührung des Spihls, sowohl mit den Böllern, welche auf der hohen Warth gepflanzet waren, als allem Gewöhr ist die erste Salve gegeben worten. Herr Amtmann Antoni Engelhard und der damalige Faktor – Leiter des Hammerwerks – Ignatz Wöhr, sambt dem Schultheiß von Heuchlingen und hiesigen Schultheiß, wie auch den zweyHolzwärttern ritten Seine Hochfürstlichen Gnaden biß auf die Gräntzen und begleitheten Höchstdieselbe bis nach Abtsgmünd. Auf deren Grentze empfing Seine Hochfürstlichen Gnaden Seine Exzellenz Herr Oberamtmann von hier, Herrvon Adelmann, von dem obbesagten beehrt mit seiner zierlichen anredt. Als sich Seine Hochfürstlichen Gnaden dem Dorf genähert, fing man an, mit allen Glocken zu leuthen und wurde folglich die nächste Salve gegeben.

Ich mit sambt meinem Kaplan G. Wannerempfingen Seine Hochfürstlichen Gnaden in tiefster Untertänigkeit in den Chorröcken vor der Kirchentür. Worauf Seine hochfürstlichen Gnaden sambt ganzer Suite ausgestiegen und den neuen Pfarrhof in augenschein genohmen. Alsdann ein kleines frühstückh von Schokolath, die übrigen gnädigen Herren und Anwesenden mit Cacau, Schokolath, Bratwürsten usw. zu sich genommen, und indessen Drompet und Pauken sich hören ließen.

Hierauf wurde die Grundsteinlegung vorgenommen. In einem gläsernen Kästel wurden goldtne und silberne Müntzen, samt anderem jetzo gangbahren geldt bis auf Creutzer, samt einem Pergament mit Aufschrift des jetzo regierenden Probstes usw. eingelegt, solche in die höhlung des dazu bereitten ersten Steins von Seiner Hochfürstlichen Gnaden zuerst, dann von allen anwesenden hochwürdigen und gnädigen Herren unter Drompeten = und Paukenschall und wiederholter Abfeuerung deß groß und kleines Geschützes. Alsdann wurde von mir an Seine Hochfürstlichen Gnaden eine Dankhredt gehalten. Gegen 11 Uhr reisten die Gäste wieder nach Ellwangen und also disser Solemne Actus, dergleich Abbtsgmündt nimals gesehen, vollendet wurde.

Der erste Stein wurde eingemauert in der oberen vilh(?) gegen die Kirchtür beim Mesnerhaus, 1 meters hoch, am Platz des alten Pfarrhofs ein Gärtlein (gegen Osten).

Die ganze Anlage ist auf Kosten Seiner hochfürstlichen Gnaden erbaut worden. Der neue Pfarrhof allein hat gekostet 2.571 fl. 3 x 5 hl, das übrige (Waschhaus, Viehstall, Gartenmauer): 546 fl. 35 x 2 hl, insg. 3.117 fl 38 x 7 hl.

Vielen Dank an Richard Scharpfenecker für die Recherche zu unserem Pfarrhaus.

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